Ruf der Geister (German Edition) by Bern Tanja

Ruf der Geister (German Edition) by Bern Tanja

Autor:Bern, Tanja [Bern, Tanja]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Oldigor Verlag
veröffentlicht: 2014-01-07T23:00:00+00:00


Dunkelheit überschattete den See. Nur einige Laternen und der Mond erhellten den Weg durch die Bäume. Die Frau stöckelte missmutig neben ihrem Begleiter durch den ersten Schnee. Der Mann schien von Lichtquelle zu Lichtquelle zu hasten.

„Was erhoffst du dir von diesem Spaziergang in der Eiseskälte?“

„Ich dachte, es wäre romantisch.“

Sie schnaubte. „Du magst dich ja sonst mit dummen Püppchen umgeben, aber ich bin keine von den einfältigen Gören, die auf so etwas hereinfallen!“

„Den Eindruck hatte ich aber nicht“, antwortete er gehässig.

Sie blieb stehen und warf das dunkle Haar zurück. „Nur weil du mich in einer Bar kennengelernt hast? Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass heute nichts läuft.“

„Glaubst du, ich will es mit dir im Schnee treiben?“

„Was willst du dann hier am See? Ich dachte, du lädst mich in das Restaurant ein.“

„Vielleicht gefällt es mir, wenn sich so hochnäsige Weiber im Dunkeln fürchten“, sagte er seltsam ruhig.

Seine Begleiterin war sprachlos angesichts so einer Aussage. Wut fachte in ihr auf. „Fürchten? Du bist doch derjenige, der nachts immer ein Lämpchen anhat. Iris hat mir das erzählt. An welche Monster denkst du, wenn du einschläfst?“ Sie lachte.

Etwas schien in ihm aufzubrechen. Sein Blick wirkte plötzlich schwarz im kargen Licht des Abends. Die Züge seines Gesichtes waren verschwommen.

Leise Furcht stieg in ihr auf. Sie wich zurück, als er nach ihr griff. Aber er wollte ihr nur die Tasche entreißen. Im hohen Bogen warf er sie zum See. Wasservögel stoben erschrocken auf und flatterten in der Finsternis davon.

„Bist du bescheuert?!“

„Hol sie dir“, flüsterte er mit boshaftem Unterton.

„Da ist alles drin! Mein Handy, mein Schlüssel, mein … Scheiße!“ Sie stolperte das Ufer herunter, als sie sah, dass er die Tasche genau in das Loch geworfen hatte, das man für die Wasservögel ins Eis geschlagen hatte.

Rasch streifte sie ihre Schuhe ab, keuchte auf, als ihre empfindlichen Füße, die nur eine Feinstrumpfhose schützte, auf den Schnee trafen.

Sie musste ihre Tasche erreichen! Die Frau konnte sie noch sehen, aber sie war schon fast untergegangen. Schlitternd stieg sie auf das Eis, um zu dem Loch zu gelangen, als sie einen Stoß verspürte. Wasser schlug über ihr zusammen, das so kalt war, dass es ihr den Atem raubte. Ihr Schrei wurde erstickt, als jemand ihren Kopf unter das Eis drückte. Panisch machte sie sich von dem harten Griff los und schwamm fort. Gedämpftes Lachen hallte über ihr. Ihre Glieder erlahmten, die frostigen Temperaturen lähmten sie, froren ihre unbeholfenen und hektischen Schwimmbewegungen buchstäblich ein, während die schwere Winterkleidung sich vollsog und sie unbarmherzig nach unten zog. Sie musste auftauchen!

Doch wohin sie auch griff, ihre Hände stießen nur noch gegen eine lückenlose und unzerbrechliche Decke aus Eis.



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